Früher, das war so Ende der 80er, Anfang der 90er veranstaltete die Stadt Frankfurt im Sommer immer ein grosses Summertime Festival mit allerlei Veranstaltungen. Von Jazz über Theater, Strassentheater bis hin zu Tanztheatern. Früher war alles kostenlos, bis irgendwann bei der Stadt Frankfurt der Geldfluss versiegte.
Zwischen 1995 und 1999 gründete sich im Umfeld des Künstlerhauses Mousonturm ein Förderverein
und liess die legendären Summertime Events wieder auferstehen. Zwar gibt es heute die Veranstaltungen nicht
mehr kostenlos, so doch zu einem erschwinglichen Preis von 5 Euro.
Ich erinnere mich gerne zurück an die Sommersonntage, zu denen ich mich Sonntags morgens um 10 auf den Weg
machte, um vom Alltagsstress abschalten zu können. Zumeist war das auch ein beliebter Treffpunkt von
Gleichgesinnten. Als die Serie Mitte der 90er Jahre eingestellt wurde, fehlte richtiggehend eine feste
Anlaufstelle. Nun ist das aber wieder anders. Wir warten schon gespannt auf das erste Konzert in diesem Jahr ...
[16.7.2006] Es ist wieder Sommer in der Stadt. Die Euphorie und Begeisterung die für eine Leichtigkeit während der Weltmeisterschaft sorgte sind noch nicht verflogen, startete die diesjährige Reihe 'Summer in the city' mit Jazz im Museum mit der HR Bigband.
Ganz im Zeichen von Hermeto Pascoal startete das Konzert der HR Bigband unter dem Titel 'Brasileiro' unter der Leitung von Steffen Schorn. Als Steffen Schorn vor über 10 Jahren Hermeto das erste mal in Friedrichshafen in Deutschland auf der Bühne sah, wurde seine Musikrichtung hierdurch stark geprägt. Seit einem Jahr reifte das Projekt Stücke von Hermeto für eine Bigband zu arrangieren.
Wie vor einem Jahr, kurz nach dem Tod von Albert Mangelsdorf Hermetos Konzert ganz im Geiste von Albert Mangelsdorf stand, so stand das diesjährige Konzert der HR Bigband ganz im Zeichen von Hermeto Pascoal: "Brasileiro" The Music of Hermeto Pascoal
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Von sanften Klängen bis hin zum rhythmischen Samba präsentierte sich die Band dem Publikum. Musik zwischen Wolken und Erde wie auch ein Titel übersetzt hiess, beschreibt am ehesten das Feuerwerk der Klänge. Als währe das Wetter vom Feuer Brasiliens angesteckt, brannte die Sonne gnadenlos in den Innenhof. Eine feurige Samba gegen Ende der zweiten Halbzeit rundete das Vergnügen von Leichtigkeit und spielerischen Klängen ab. Grandiös wie es Steffen Schorn gelang, was viele versuchten, aber niemandem bislang gelang, die vielfältigen Klänge von Hermetos Arrangements auf eine Bigband zu übertragen.
Bei strahlendem Sonnenschein war das Audiotorium deutlich gefüllt. Für die HR Bigband wurde eigens die Bühne vergrössert um alle Musiker auf der Bühne unterzubringen.
[23.7.2006] Das Colin Steele Quintett (GB) begeisterte das Publikum mit seinen überaus melodiösen Klängen. Keltische und schottische Einflüsse konnte man durchaus vernehmen. So fand Folk eine Symbiose mit dem Jazz. Der schottische Trompeter Colin Steele der in der schottischen Kulturhochburg Edinburgh die meisten seiner Auftritte hat vereinigt die keltische Herkunft, lässt sich von der Liebe zur Melodie tragen und wechselt beständig zwischen traditionellem und städtischem Klang. Wer einmal Edinburgh erlebt hat und den Flair des "Athen des Nordens" kennengelernt hat, fühlte sich bei den Klängen schnell in diese Umgebung versetzt. Stücke von seinem neuesten Album "Through the Waves" liessen den Zuhörer deutlich die Frische, die Natürlichkeit, die Leichtigkeit vernehmen, mit denen die Musiker die Stücke vortrugen.
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Zum Leidwesen der Musiker und des Publikums fand der Frankfurter Ironman zur gleichen Zeit statt. Die Musiker versuchten gegen den Übertragungshelikopter anzukommen und der Schlagzeuger hat gewonnen.
Besetzung:
Colin Steele - trumpet
Michael Buckley - tenor/soprano saxophones
Dave Milligan - piano
Aidan O' Donnell - double bass
Stu Ritchie – drums
[30.7.2006]
BL!NDMAN
aus Belgien, BL!NDMAN plays Maximalist!
Die 1984 gegründete Gruppe gilt als Laboratorium für Soundexperimente. Heute spielten sie
Stücke von Steve Reich, Philip Glass und angelehnten Kompositionen. Das Konzert entführte
den Zuhöhrer in die zeitgenössische Musikgeschichte. Walter Hus FIVE TO FIVE
für 2 Pianos und Saxophone Quartett. Five to Five war ursprünglich für
eine Yamamoto fashion-show in Brüssel geschrieben worden. Es zeigt die Einflüsse
der Minimal Musik eines Philip Glass, in der zwanghaften sich ständig wiederholenden
Phrasen bei gleichzeitig im Überfluss dahinrauschenden Melodien. Das polyphone Konzept
und der dramaturgische Aufbau hält dem Minimalkonzept stand. Der Titel verweist auf
die Überlagerung von verschiedenen Kombinationen der Zahl 5. Das Stück erinnerte auch
stark an Philip Glass Filmmusik zu Koyaanisqatsi.
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Oder das spektakuläre MUSIQUE DE TABLES von Thierry De Mey das für 3 Percussionisten geschrieben wurde, bei dem jeder ein kleines Tischchen als Musikinstrument benutzt (Abb. 7).
Eine Eigenkomposition für 4 Saxophone entführt den Zuhörer nach Sevilla, in die Nächte der Semana Santa. Angelockt von den schlürfenden Geräuschen begaben sich die Musiker bei einem Aufenthalt in Sevilla auf die Pfade der Prozession die in einer Kirche endete. Besonders beeindruckt waren die Musiker von dem Auftritt eines Pferdes. Die Erlebnisse formten sie in der Komposition um.
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Besetzung:
Eric Sleichim (alto-, baritone saxophone, table middle)
Koen Maas (soprano saxophone, table left)
Piet Rebel (tenor, baritone saxophone)
Ralf Minten (soprano, baritone saxophone, table right)
Bart Vanderbeke (piano)
Jan Cherlet (piano, marimba)
[6.8.2006]
Joo Kraus "Basic Jazz Lounge"
Joo Kraus, der bereits vor 2 Jahren schon einmal auf dieser Bühne stand, spielte viele neue Stücke, die
auch auf der CD enthalten sind, die vorraussichtlich Ende September erscheinen wird.
Daneben gab es aber auch einige Stücke vom letzten Album wie red clay oder scarborough fair.
Richtig - letzteres ist ein Stück von Simon & Garfunkel, das in einem neuen Gewand daherkommt.
Ganz im Stile von Philip Glass, spielte Joo Kraus auch ein Stück für Solotrompete, bei dem
er durch Echo- und Halleffekte ein mehrstimmiges Klangbild erzeugte.
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Zum Abschluss des Konzerts spielte die Band einen Mix von Stücken von "Cool and the Gang" - Disco Jazz. Zwei weitere Stücke, Ravels Bolero, der durch Joo Kraus eine neue Dimension erfuhr und das Stück Evergreen was die Zuhöhrer in den Bigband Sound eines Glen Miller mit der Moonlight Serenade und einem Touch Chattanooga-Choo-Choo entführte.
[13.8.2006]
Steffen Schorn Septett
Steffen Schorn, der bereits beim diesjährige Auftaktkonzert mit der HR-Bigband auf dieser Bühne stand, kam heute mit einem seiner weiteren
Projekte, dem Steffen Schorn Septett nach Frankfurt.
Das Konzert wurde nie langweilig. Jedes Stück hatte seine ganz eigenen Wendungen. Einmal Klänge und Stimmungen, dann rhytmische, dann wieder melodische Phrasen wechselnd wandelte das Septett teilweise auf den Spuren des Hermeto Pascoal, dann wieder wechselte die Richtung in Lateinamerikanische, dann in Afrikanische Klänge. Auch war dieses Konzert kein typisches Jazzkonzert der Improvisationen von Einzelkünstlern. Zwar gab es Soli, die aber nie aus der Gesamtheit der Stücke gerissen waren, sondern Akzente in der Gesamtkomposition. Hier merkte der geneigte Zuhöhrer den Unterschied zu manch anderen Gruppen. Die Kompositionen stammen von Handwerkern die ihr Fach beherschen.
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Einige Titel der gespielten Stücke:
Tauspiegelungen
Riki Zauberlet
Maputo x1)
Mozambique x1)
Festivalsuite "Dreamtime"
In the Speedmode
Als Zugabe spielte die Gruppe Petra vom Finanzamt, dass auch letztes Jahr beim Auftritt der "Kölner Saxophon Mafia" als Zugabe gespielt wurde. Die "Kölner Saxophon Mafia" ist ein weiteres Projekt, bei dem Steffen Schorn mitspielt.
Besetzung: Steffen Schorn Septett
Steffen Schorn - div. Holzblasinsrumente, Tasteninstrumente, comp./arr.
Dirk Mündelein - Gitarren
Roger Hanschel - Saxophone
Hubert Nuss - Tasteninstrumente
Henning Sieverts - Bass, Cello
Holger Nell - Schlagzeug
Wolf Kerschek - Vibraphon, Keyboard, Percussion
Besetzung: TrioSphere x1)
Steffen Schorn - Bariton-, Basssaxophon, Tubax, Tasteninstrumente
Dirk Mündelein - Gitarren
Roger Hanschel - Sopranino-, F-Mezzo-, Altsaxophon, Flöten
x1) Triosphere war auf Einladung des Goethe-Instituts im September 2005 zu einer Tournee durch 8 Länder Südwestafrikas unterwegs
[20.8.2006]
Aki Takase and the Good Boys J/D
Ein besonderer Leckerbissen versprach das heutige Konzert zu werden.
AKI AND THE GOOD BOYS spielten vorwiegend Kompositionen von Aki Takase und Rudi Mahall. Rudi Mahall zählt in
der Zwischenzeit zu einem der besten Bassklarinettisten Europas.
Die gespielten Stücke enthielten überwiegend swingende Facetten, die aber der gesamten Jazztradition
entgegen in neue, kreative Zusammenhänge gestellt wurden. Auch klassische Elemente klangen an. Doch
wer fernöstliche Klänge erwartete, den verwunderte die Komplexität eines neuen Swings.
Abseits ausgetretener Fade des Mainstream. Die hintergründig, humorvollen Textnamen wie
Hinz & Kunz zeigten die Experimentierfreudigkeit aber auch die Dynamik mit der das
Quintett die Stücke vortrug. Freie, in keine starren Swingkonventionen passende Passagen
wechselten ab mit swingenden Phrasen um dann wieder in neue Gefilde zu entfleuchen. Aus Akis Projekt
mit Yoko Tawada waren dann wohl auch ein oder zwei Stücke aus dem Bereich KLANG UND TEXTE zu hören.
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Besetzung:
Aki Takase (piano) / Rudi Mahall (bass clarinet) / Walter Gauchel (tenor-, soprano saxophone, flute) / Johannes Fink (bass) / Heinrich Köbberling (drums)
[27.8.2006]
Alexander von Schlippenbach und die Enttäuschung spielen MONK'S CASINO
Was Beethoven für die Klassik, ist Thelonious Monk für den Jazz. Unter diesem Aspekt lieferten Alexander von Schlippenbach und die Enttäuschung
ein Konzert der Superlative ab. Das Gesamtwerk von Thelonious Monk in einer Aufführung. Das Konzert dauerte
mit den knapp 70 gespielten Titeln von genau 11 Uhr bis 15:20 Uhr mit 2 Pausen von jeweils 15-20 min.
Die Mammut-Aufführung, der ein immer noch zahlreiches Publikum bis zum Schluss trotz wiedriger
Wetterbedingungen trotzten (im 3ten Drittel goss es in Strömen und selbst ein Donnerschlag
verpasste einem Titel den passenden Abschlussakkord) hinterliess dem Publikum einen Eindruck
des Gesamtwerks von Monk. Das Gesamtwerk, dass auch als CD unter dem Titel MONK'S CASINO
THE COMPLETE WORKS OF THELONIOUS MONK
erhältlich ist, führte die Gruppe bislang überwiegend in Berlin aber auch auf Jazz-Festivals, teilweise in 3 Sets, teilweise Gesamt auf.
Hier in der Reihe Jazz im Museum stand die volle Länge auf dem Programm.
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Für die Verpflegung des Publikums und der Akteure sorgte Historix, das Restaurant im Museum. Frisch gestärkt gingen die Musiker das erste Set an. Dabei wechselten kürzere und längere Stücke ab. Es war ständig Bewegung in der Musik. Tempiwechsel, von Langsam nach Schnell und umgekehrt liessen die Aufführung nie langweilig werden. Soloeinlagen des Bassisten, Schlagzeugers oder der Bläser taten ihr übriges dazu.
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Immer wieder tauchten Phrasen auf, die man bei Stücken von anderen Gruppen schon immer wieder mal gehöhrt hat, bei denen sich die Künstler aus Monks Songbook bedient haben. Dann waren da aber auch immer wieder bekannte Stücke wie Round About Midnight zu hören.
Der Zuhörer mag geteilter Meinung sein, ein Werk von 4 1/2 Stunden Dauer in einem durch zu hören oder aber immer nur Fragmente eines Lebenswerks. Hier ist der Gesamtaufführung in einem endlichen Zeitabschnitt - das gesamte Lebenswerk auf knapp 5 Stunden komprimiert - mit allen Fazetten der Entwicklungen, Versuche, Entdeckungen der Vorzug zu geben. Eine überaus lebendige Zeitreise, die zwar auf die Zeit reichlich Kondition benötigt, die sich aber lohnt. Dafür gab es dann auch in der zweiten Hälfte einige Auflockerungen, bei der man Titel wie Children's Song hörte. Der Drummer, der einen überdimensionalen Ball als Taktinstrument einsetzt, die Band, die in der Tradition der New Orleans Bluesbands in einer Prozessionen durch das Publikum zog oder bei dem Stück, bei dem (fast) alle Musiker (bis auf den Pianisten) auf dem Rücken liegend ihre Instrumente spielten oder der Rollentausch, bei dem Alexander von Schlippenbach die Trompete bläst, während Axel Dörner am Piano sitzt. Abwechslung pur für Auge und Ohr.
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Für die Saison 2006 war dieses Konzert der krönende Abschluss einer ganzen Reihe hervorragender
Konzerte. Schade dass es schon wieder vorbei ist. So bleibt nichts anderes übrig als bis zum nächsten
Jahr zu warten oder sich bei einer der weiteren Jazzinitiativen Frankfurts umzuschauen und umzuhören.
Vielleicht trifft man den Einen oder die andere Person ja vielleicht auf einer dieser Veranstaltungen:
26.-28. Oktober 2006, 37. Deutsches Jazzfestival Frankfurt 2006 im HR Sendesaal, HR2 Ankündigung
31. Oktober 2006, Die lange Nacht der Börse la Bourse, Initiative Kultur im Ghetto
Besetzung:
Alexander von Schlippenbach: Piano
Axel Dörner: Trumpet
Rudi Mahall: Bass Clarinet
Jan Roder: Bass
Uli Jennessen: Drums
So 16.7. | HR Big Band + Steffen Schorn | |
So 23.7. | Colin Steele Quintet | |
So 30.7. | BL!NDMAN | |
So 6.8. | Joo Kraus "Basic Jazz Lounge" | |
So 13.8. | Steffen Schorn Septett | |
So 20.8. | Aki Takase + the Good Boys | |
So 27.8. | Alex von Schlippenbach / Monks Casino |
Programme weiterer Jahre: | ||||||||||
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2020-2011 | 2013 | 2012 | 2011 | |||||||
2010-2001 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004 | 2003x | 2001 | |
2000-1991 | 2000 | 1999 | 1998 | 1993x | 1992 | 1991 | ||||
1990-1981 | 1990 | 1989 | 1988 | 1987 | 1986 | 1985 | 1984x |
x) Auszüge
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